Sich auf die Schliche kommen

Viele Führungskräfte sind äusserst fleissig. Ja, mehr als das. Sie arbeiten den lieben langen Tag, eilen von Thema zu Thema, von Meeting zu Meeting und fühlen sich dauernd erschöpft und ausgelaugt.

Viele von ihnen überlegen dann, wie sie sich selbst besser organisieren könnten. Sie lesen Bücher, fragen ihre Kollegen „Wie machst du das denn?“ und versuchen, ihren Umgang mit den Aufgaben, die sie erledigen wollen, zu optimieren. Die Annahme dahinter lautet: Wenn mich die endlose Folge meiner Themen und Aufgaben zu sehr schafft, dann liegt das an meiner schlechten Selbstorganisation. Es muss einen besseren Weg geben! In den meisten Fällen finden sie ihn aber nicht. Egal was sie tun, es bleibt alles anstrengend und kräftezehrend, so dass sie irgendwann ein Leben führen, in dem sie sich von Feierabend zu Feierabend und von Wochenende zu Wochenende quälen und ihnen selbst für diese Zeiten kaum noch Energie bleibt. Diese Führungskräfte zahlen den Preis, den es kostet, das eigene Leben auf das Format von To-do-Listen zu reduzieren: Sie kommen an kein Ende. Was immer sie erledigen und abhaken, wird sofort durch neue Aufgaben ersetzt - so dass sich das Gefühl einstellt, in einer never ending story gefangen zu sein.

Das Gefühl permanenter Überlastung und Erschöpfung ist ein gutes Beispiel für eine Herausforderung, die sich in den meisten Fällen nicht allein durch eine Optimierung äusserer Bedingungen bewältigen lässt. Wer hier weiterkommen will, muss den Blick vielmehr auf sich selbst richten: Wie schaffe ich es eigentlich, dass alles mich stresst?
Wie sorge ich dafür, dauernd überlastet zu sein? Welche innere Einstellung, welche Denkmuster, Massstäbe und Gewohnheiten bestimmen meine Art, mit meinen Herausforderungen umzugehen?

Die Lösung vieler Probleme liegt in uns selbst. Die Bereitschaft hinzuschauen und sich selbst auf die Schliche zu kommen, ist der erste Schritt, um den alten Trott hinter sich zu lassen. Nur wer seine eigenen Denk- und Handlungsmuster erkennt, ist ihnen nicht mehr einfach ausgeliefert - auch denen, die man eigentlich für okay hält, denn fast alle unsere Eigenarten haben zwei Seiten. Ein Hang zu Perfektion kann einerseits dabei helfen, keine halben Sachen zu machen, aber auch zur Blockade werden, etwa dann, wenn ein Ergebnis von 80 Prozent auch reichen würde oder ein schneller Kurswechsel angesagt ist, weil sich die Bedingungen geändert haben.

Welche meiner Überzeugungen und Glaubenssätze helfen mir dabei, in meiner täglichen Arbeit die rechte Balance zu finden? Mit welchen hindere ich mich selbst daran? Was ist zum Beispiel mit der Überzeugung, dass etwas nur dann gut wird, wenn ich es selbst mache? Oder der Überzeugung, dass ich nur dann meiner Verantwortung gerecht werde, wenn ich auch nach Dienstschluss noch erreichbar bin? Vielleicht erkenne ich bestimmte Eigenarten an mir: meine Zielstrebigkeit, mein Kontrollbedürfnis, meine Ungeduld, eine Neigung zur Rechthaberei … Welche meiner Denk- und Handlungsgewohnheiten sind geeignet für eine konstruktive Zusammenarbeit mit anderen welche eher weniger? Gute Führungskräfte liefern die ihnen anvertrauten Menschen (und auch sich selbst) nicht einfach den Vorlieben aus, die ihnen durch Veranlagung und Erziehung zufällig mitgegeben wurden.

Die Bereitschaft sich weiterzuentwickeln, setzt natürlich nicht nur die Fähigkeit zur Selbstreflexion voraus, sondern auch die Aufrichtigkeit, sich dem zu stellen, was dabei sichtbar wird. Na gut, lassen wir die Kirche im Dorf. An manchen Tagen ist man bereit, sich bitteren Einsichten stellen, an anderen weicht man ihnen lieber aus. Die charmanteste Exit-Strategie hat der Dramatiker Ödön vor Horvath gefunden. Man muss sie sich mit österreichischem Tonfall vorsagen: „Ach wissen Sie, eigentlich bin ich ganz anders, ich komm nur so selten dazu!“

Philosophie

In was für spannenden Zeiten leben und arbeiten wir!

Der rasante technologische Fortschritt stellt uns in immer kürzeren Abständen vor neue Herausforderungen. Deshalb kommt es mehr denn je auf die beteiligten Menschen an und ihre Bereitschaft, neue Wege mitzugehen.

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