Wer sich zusammenraufen will, muss sich erstmal auseinandersetzen
Dass Teams weit mehr sind, als die Summe ihrer Mitglieder, hat sich leidlich herumgesprochen und auch, dass in Wirklichkeit jede erwähnenswerte technische Entwicklung und jeder spektakuläre Fortschritt auf Teamarbeit beruht.
Lassen Sie sich nicht von dem Einwand beeindrucken, dass grundstürzende Ideen immer nur von Einzelnen entwickelt werden. Klar, wir alle lieben Heldengeschichten, weshalb die Relativitätstheorie fest mit dem Namen Einstein verknüpft ist, aber wer weiss schon, welchen Beitrag seine Frau Mileva Marić geleistet hat?
Die Qualität eines Teams wird vor allem durch 3 Faktoren bestimmt: Erstens dem Selbstverständnis, also der Frage, ob man sich einig darüber ist, wofür das Team ins Leben gerufen wurde, worin der Auftrag besteht und wie man ihn erfüllen will. Zweitens der Interaktionsqualität: Was erleben die Teammitglieder im konkreten Umgang miteinander? Und drittens dem Vertrauen, das man einander entgegenbringt: Welche Bilder voneinander hat man im Kopf und wie bestimmen sie das, was möglich ist?
Wer ein produktives Team entwickeln will, muss alle drei Aspekte berücksichtigen. Dabei geht es darum, Unterschiede kultureller und persönlicher Art nicht voreilig zu nivellieren, sondern sie, ganz im Gegenteil, herauszuarbeiten. Wer sich zusammenraufen soll, muss sich erstmal „auseinander setzen“, einfach, um für die anderen erkennbar zu sein.
Nur die Bereitschaft, Unterschiede gelten zu lassen und die anderen Teammitglieder in ihrer Eigentümlichkeit zu respektieren, schafft die Voraussetzung dafür, vorhandene Potenziale zu nutzen und eine gemeinsame Orientierung zu finden. Ein destruktiver Umgang mit anderen beginnt meist mit dem Versuch, ein als befremdlich empfundenes Verhalten durch Etiketten, die man aufklebt „erklärbar“ zu machen, oft, um die eigene Identität anschließend durch Abgrenzung zu stärken. Solche Tendenzen haben die unselige Eigenschaft, sich selbst zu verstärken, was damit zusammenhängt, dass wir leidenschaftlich Belege für die Bestätigung unserer Vorurteile sammeln, aber selten zur Kenntnis nehmen, was sie widerlegen könnte. Dabei geht das leicht, wenn man nur etwas aufmerksam ist.
Beispiel gefällig? Jeder, der sich in Unternehmen etwas genauer umschaut, wird das Vorurteil widerlegt finden, dass jüngere Mitarbeiter Veränderungen gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen sind und ältere sich vor allem als Bewahrer der Tradition in Stellung bringen. Mit anderen Worten: Persönlichkeiten, deren Leidenschaft und Dynamik man am liebsten mit dem maliziösen Bonmot mit 30 gestorben, mit 80 begraben beschreiben würde, finden sich grundsätzlich in allen Altersstufen. Wie auch echte Vordenker und Vor-Macher. Es gilt also, sich von sorgsam gepflegten Bildern und weit verbreiteten Gemeinplätzen zu hüten und die Menschen, mit denen man die Zukunft gewinnen kann, in allen Generationen zu identifizieren und zusammenzubringen.
Was übrigens eher gelingt, wenn man eine Kultur befördert, in der Unterschiede zwischen Menschen nicht als Nachteil, sondern als gemeinsamer Reichtum erlebt werden. Das ist nicht unbedingt vom Start ab so. Aber anfängliche Unsicherheiten, Skepsis, Vorbehalte, Rangeleien bedeuten nicht, dass ein Team nicht zu einer schlagkräftigen Einheit werden kann. Jedes Team braucht seine Zeit, um zusammenzuwachsen. Normierte Erwartungen helfen da nicht. Welcher prominente Zeitgenosse, der uns alle immer wieder inspiriert, hat nochmal ganze sieben Jahre gebraucht, bis er verstanden hatte, dass „wir nur so stark sind, wie wir vereint sind und so schwach, wie wir getrennt sind“? Ach ja, Harry Potter!
Philosophie
In was für spannenden Zeiten leben und arbeiten wir!
Der rasante technologische Fortschritt stellt uns in immer kürzeren Abständen vor neue Herausforderungen. Deshalb kommt es mehr denn je auf die beteiligten Menschen an und ihre Bereitschaft, neue Wege mitzugehen.